Verbraucher wünschen sich mehr Tierwohl und damit auch die Weidehaltung von Nutztieren. Gleichzeitig kehrt der Wolf zurück nach Deutschland. Das stellt Nutztierhalter vor große Herausforderungen. Landwirt Norbert Böhmer war einer der ersten in ganz Bayern, der sich mit dem Thema befassen musste. Seit 13 Jahren beschäftigt er sich mit dem Wolf und mit der Frage, wie er seine Herde vor dem Beutegreifer schützen kann. In Schrenkersberg bei Plankenfels betreibt er einen Bio-Weidebetrieb mit etwa 40 Mutterkühen auf insgesamt 80 Hektar Betriebsfläche. Das Fleisch der Rinder verkauft er in seinem Hofladen. Doch der Betrieb ist noch aus anderen Gründen etwas Besonderes. Mittlerweile trägt er den Titel „Kompetenzzentrum für Herdenschutz“ innerhalb des europäischen Projekts Lifestock Protect. Auf seinem Betrieb bietet Norbert Praxistage und Schulungen an für Nutztierhalter. Hier geht es um das Aufstellen von Mobil- und Festzäunen sowie die Haltung von Herdenschutzhunden.
Erster Riss im Jahr 2009
Der HeimatUnternehmer ist mittlerweile im gesamten deutschsprachigen Raum als Experte bekannt. Mehrmals im Jahr gibt er Führungen über seinen Betrieb, für die die Teilnehmer teilweise sogar in Bussen anreisen. Dort lernen sie beispielsweise, wie man den Wolf auszäunen kann, anstatt die Rinder einzuzäunen, was man beim Einsatz von Herdenschutzhunden beachten muss und wie hoch der Kapitaleinsatz ist. Mehrere Tausend Euro kostet ein gut ausgebildeter Herdenschutzhund. Norbert hat mittlerweile sieben französische Pyrenäenberghunde im Einsatz, notgedrungen, denn bereits im Jahr 2009 gab es den ersten Kalbsriss auf seiner Weide, in den Jahren darauf folgten weitere. „Die Herde war im Dauerstress, die Tiere legten sich nicht mehr hin und fraßen viel weniger“, erklärt der Landwirt.
Weiterbildungen in ganz Europa
Norbert informierte sich eingehend über Herdenschutz und besuchte gemeinsam mit anderen Landwirten aus dem Bayerischen Fleischrinderverband verschiedene Herdenschutzprojekte in Brandenburg und Sachsen sowie in Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Für ihn sei es nun an der Zeit, sein Wissen weiterzugeben, so Norbert. In seiner Herde sei wieder Ruhe eingekehrt, doch bis dahin war es ein weiter Weg. „Die Integration der Hunde in die Rinderherde war eine Herausforderung“, bestätigt der Landwirt. Denn große Weidetiere wie Kühe können die Hunde angreifen, schwer verletzen und sogar töten. Es sei wichtig, Weidetiere und Hunde langsam aneinander zu gewöhnen. Solche und andere wichtigen Details, lernen die Besucher auf dem Landwirtschaftsbetrieb in Schrenkersberg.
Koexistenz von Wölfen und Weidetieren
In Norberts jahrelanger Praxiserfahrung sieht die oberfränkische HeimatEntwicklerin Marion Deinlein großen Wert für die Region. „Der Wolf ist ein Thema, dem wir uns früher oder später stellen müssen. Dass wir so viel Know-How zum Herdenschutz in der Region haben, ist enorm wertvoll für unsere Nutztierhalter.“ Doch auch Politiker, Naturschützer und die interessierte Öffentlichkeit sollten sich den Vorzeigebetrieb einmal ansehen. Marion zufolge, sieht man hier auf hohem Niveau, dass die Koexistenz von Wölfen und Weidetieren gelingen kann. Im etwa 40 Kilometer entfernten Veldensteiner Forst sei schon seit vielen Jahren ein Wolfsrudel ansässig. Die HeimatEntwicklerin berät den Herdenschutz-Experten bei der Bekanntmachung seines Bildungsangebots und bringt ihn mit möglichen Kooperationspartnern in Verbindung.
Kontakt:
Norbert Böhmer
Weiderindfleisch Norbert Böhmer
Schrenkersberg 1
95515 Plankenfels
Telefon: 09204 740
E-Mail: info@weiderindfleisch-boehmer.de
Website: www.weiderindfleisch-boehmer.de
Norbert Böhmer
Weidefleisch und Herdenschutz
Regierungsbezirk
Oberfranken