Idee super, aber...
Die Rückmeldung der Tafelkund*innen waren zunächst sehr
zögerlich. Ein Perspektivwechsel hilft, auch das zu verstehen. Für alle erstmal
leichter scheint es, in der "gewohnten" Umgebung zu bleiben. Spannend war auch die andere Seite. Viele Lieferanten spendeten auf Andrea Brenners Frage hin ihre Produkte für das Menü. Und sehr viele Menschen
fanden die Idee des Festessen großartig und waren auch bereit, den Betrag für
zwei Essen zu bezahlen. Sich aber tatsächlich die Zeit zu nehmen und sich an den
gemeinsamen Tisch zu setzen…das war nochmal etwas anderes. Aber das war genau
das, was die Heimatunternehmer*innen wollten: Kein Charityessen, sondern ein
Festessen für alle gemeinsam.
Umso erfreulicher war, dass sich letztlich alles in Wohlgefallen auflöste. Sonntagmittag füllte sich die Terrasse. Die insgesamt 40 Plätze waren alle besetzt, das Wetter grandios und die Atmosphäre freundlich und aufmerksam. Es waren sehr verschiedene Menschen da, junge Mütter aus der Ukraine mit Kindern, junge Männer aus Syrien und Iran, Turkmenistan, Renter*innen. Das Ehepaar, das sich auf den Zeitungsartikel hin spontan gemeldet hatte und gleich zwei Essen verschenkte. Ein weiteres Paar, das eifrigst noch die eigenen Kinder und weitere Bekannte akquiriert hatten. Der Freund, der wunderbarerweise zu jeder Idee „ja“ sagt und unterstützt.
Essen, Geschichten, selber malen
Und die Heimatunternehmer*innen steuerten das bei, was sie
am besten konnten: Bernhard Wolf und sein Team kochten ein wie immer
wunderbares, radikal regionales dreigängiges Menü. Die Dramaturgin Sabine Schreiber suchte literarische Schmankerl aus und las zwischen den Gängen
vergnügliche Kurzgeschichten vor. Es war herzerwärmend, wie konzentriert alle
lauschten und sich über diese Aufmerksamkeit freuten. Ein Rentner musste bei
der Geschichte vom Prinzen, der sich doch lieber um den Haushalt anstatt um Feldzüge
kümmerte, Tränen lachen. Und bemerkte dann: „Gelacht hab ich schon lange nicht mehr.“
Um nicht nur zu „konsumieren“, sondern auch ins Tun zu kommen, hatte Heimatunternehmerin Ingrid Faltlhauser einen Stand zum Keramikmalen aufgebaut. So konnten alle, die wollten, ein kleines Geschirrstück für sich gestalten. Erstaunlicherweise ließen sich viele Gäste ohne viele Hemmungen auf den kreativen Akt ein und saßen bald vertieft malend am Tisch. Und am Ende waren viele individuelle Kunstwerke entstanden, mit denen die Erinnerung an diesen Tag noch lange erhalten bleibt.
Darüber hinaus wird es noch eine Erinnerung geben – Karsten Scheuren
begleitete den Event sehr behutsam mit seiner Kamera, um auch die Holzkirchner
Tafel mit einem professionellen Clip zu unterstützen.
Berührende Resonanz
Eine Kundin der Tafel verabschiedete sich mit Tränen in den
Augen, auch die zahlenden Gäste waren durch die Begegnungen bereichert. Und die
Heimatunternehmer*innen waren darüber hinaus sehr glücklich, dass eine
Idee mit zwar unterschiedlichen Professionen, aber dem gemeinsamen Geist letztlich auf
so eine große und bewegende Resonanz stieß.