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Empowerment für Menschen in Armut

Historisches Eckhaus mit Cafétischen in der Fußgängerzone.
Die Stadtmission ist ein hippes Straßencafé in der Bayreuther Innenstadt. Vor dem Eingang: Volker Sommerfeldt (mitte) mit zwei ehrenamtlichen Helfern.
© Adriane Lochner/@Heimatunternehmen
Auf den ersten Blick sieht die Stadtmission aus wie ein ganz normales Café in der Bayreuther Innenstadt. Moderne Dekoration und helle Räume sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Hochwertiger Kaffee kommt aus einer Siebträgermaschine, in der Kühltheke werden edle Tortenspezialitäten angeboten. Hier sieht nichts nach Armut oder Obdachlosigkeit aus. Niemand muss sich schämen, das kostenlose Angebot zu nutzen. Statt einer Kasse, steht eine Spendendose an der Theke. „Gäste bezahlen nur so viel sie können. Jeder ist willkommen“, betont der Leiter der Stadtmission, Volker Sommerfeldt, der oft selbst hinter der Theke steht.

Hilfe ohne Formulare und Verpflichtungen

Der HeimatUnternehmer hat sein Leben lang als Sozialpädagoge gearbeitet und herausgefunden, dass der beste Weg jemandem zu helfen, einer auf Augenhöhe ist. Obdachlose, Flüchtlinge oder auch Rentner, die in Altersarmut leben, haben ihren Halt im Leben verloren und häufig auch die Hoffnung. Psychische Erkrankungen, Scham oder unübersichtliche bürokratische Anforderungen hindern sie daran, aktiv Hilfe zu suchen. Um auch solche Menschen zu erreichen, die bereits obdachlos sind oder drohen es zu werden, wurde vor einigen Jahren die Stadtmission ins Leben gerufen. Dort gibt es keine Formulare, keine Bedürftigkeitsprüfung und kein Therapieziel. Lediglich ein angenehmer, toleranter und humaner Ort wird geboten. Niemand wird verpflichtet, bevormundet, analysiert oder gar diagnostiziert.

Stärkung des Selbstwertgefühls

Fragt man Volker nach seiner Mission, fällt der Begriff „Empowerment“. Das bedeutet übersetzt „Ermächtigung“ oder „Selbstbefähigung“, Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Denn häufig scheitern gängige Hilfsangebote von Behörden und anderen Organisationen an einer wichtigen Sache: „Menschen in großer Armut leiden häufig unter Depressionen, Suchterkrankungen oder Angststörungen“, erklärt der HeimatUnternehmer. Sie schlafen lieber unter einer Brücke als sich mit Beamten oder Therapeuten auseinanderzusetzen. In der Stadtmission dürfen sie sie selbst sein und sich tagsüber aufhalten, ohne dass ihnen Hilfe aufgedrängt wird. Im Gegenteil: Wer will, darf selbst mit anpacken. Unter den rund 25 ehrenamtlichen Helfern finden sich auch ehemalige Gäste. „Anderen zu helfen stärkt das Selbstwertgefühl“, bestätigt Volker.

Finanzierung über Spenden

Die Stadtmission ist eine Hilfseinrichtung der Landeskirchlichen Gemeinschaft, einer selbstständigen Gruppe, die finanziell unabhängig ist von den Landeskirchen und damit auch von der Kirchensteuer. Das heißt, dass die Stadtmission ausschließlich über Spenden finanziert wird. Als Leiter ist Volker für die Akquise verantwortlich und muss in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass das Projekt tragfähig bleibt. Zwar gehen immer wieder Geld- und Sachspenden ein, doch planen lässt sich damit lediglich für Wochen oder bestenfalls Monate im Voraus. Volkers großer Traum ist es, dass die Stadtmission über einen langen Zeitraum hinweg auf festen Beinen steht.

Unterstützer gesucht!

Die Bayreuther Stadtmission mit dem zugehörigen Kulturangebot für Obdachlose ließe sich sichern und möglicherweise noch vergrößern, würden lediglich 1000 Menschen jeden Monat zuverlässig 10 Euro spenden. Mit rund 75.000 Einwohnern in Bayreuths Stadtgebiet und rund 103.000 im Landkreis müsste das möglich sein, doch wie findet man diese Menschen? Derzeit unterstützt die oberfränkische HeimatEntwicklerin Marion Deinlein Volker beim Brainstorming für Fundraising-Kampagnen. Sie stellt Kontakte her und liefert Ideen, wie man das einfache und doch so wirkungsvolle Konzept der Stadtmission einer breiten Öffentlichkeit erklären und die Menschen zum Handeln bewegen kann.

Eine erste künstlerische Benefiz-Veranstaltung fand am 27. Juli 2022 statt mit Unterstützung der HeimatEntwicklerin und anderer HeimatUnternehmer. Zur Eröffnung der neuen Edeka-Schneider-Filiale mit dem "Hofladen im Supermarkt" installierten Nürnberger Künstler ein temporäres Kunstwerk aus bienenfreundlichen Blumenkästen. Diese wurden gegen Spende an die Besucher abgegeben. "Dadurch wurde nicht nur Geld gesammelt, sondern auch auf die wichtige Arbeit der Stadtmission hingewiesen", so Marion Deinlein.

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