Seine Leidenschaft für Kaffee begann in der aufregendsten
Zeit seines Lebens. Mit 20 Jahren kündigte Wolfgang Bornschlegel seinen
sicheren Job als Verwaltungsangestellter, verließ seine Heimatstadt Bayreuth
und zog nach Baden-Baden, um dort als Croupier in einem der renommiertesten
Spielkasinos Deutschlands zu arbeiten. „Das Leben am Roulettetisch war
anstrengend, ich musste an Wochenenden und nachts arbeiten“, erzählt der
HeimatUnternehmer. In dieser Zeit habe ihm Kaffee als Wachmacher gute Dienste
geleistet. Da es kaum kleine Röstereien gab, habe er mit „Industriekaffee“
vorlieb nehmen müssen.
Selbstständig mit Fitnessstudios
Um während der anstrengenden Zeit im Spielcasino gesund zu
bleiben, meldete sich Wolfgang Bornschlegel in einem Fitnessstudio an. Dort
gefiel es ihm so sehr, dass er es kurzerhand kaufte. Er erklärt: „Mich hat es schon
immer begeistert, unternehmerisch tätig zu sein mit Dingen, die mich begeistern.“
Sport und Gesundheit gehörten auch dazu und so wurden aus einem Fitnessstudio
fünf. In den Jahren 1993 bis 1996 war Wolfgang Bornschlegel im Vorstand des
Bundesverbands für Fitness und Gesundheit in Karlsruhe. Im Jahr 1995 studierte
er Sportpsychologie am Höferlin Institut in Weil am Rhein und begann
Profi-Sportler zu coachen.
Mit Netzwerk zum Qualitätsprodukt
„Ich habe damals selbst viel Sport gemacht und meinen Kunden
unter anderem beigebracht, dass regionale Lebensmittel gesünder sind“, erklärt
Wolfgang Bornschlegel. Er habe schon immer Wert auf ein gutes Netzwerk gelegt
und damals alle möglichen Leute kenngelernt, unter anderem die Königin eines
Volksstammes in Kamerun. „Aus Spaß habe ich sie gefragt, ob es bei ihr zu Hause
auch Kaffee gibt. Da hat sie nur gelacht“, erzählt er. Ihr Bruder hatte eine
Kooperative für Arabica-Kaffee und ihre Mutter für Robusta-Kaffee. Nach ihrem
nächsten Heimatbesuch habe sie ihm zwei Kilo Kaffee im Handgepäck mitgebracht.
Den Kaffee röstete er in einer kleinen Röstmaschine, die er hobbymäßig zu Hause
stehen hatte.
Direct Trade statt Fair Trade
Zu seiner Berufung wurde das Kaffeerösten erst, als er 2007 wieder
nach Bayreuth zurückkehrte. Im Mainauenpark betrieb er für Menschen mit
Behinderung ein Restaurant mit Kaffeerösterei. „Ich habe zwei Jahre lang nach
dem richtigen Importeur gesucht“, erzählt der HeimatUnternehmer, denn das
Kaffeegeschäft sei ein hartes. Er habe sich bewusst gegen Fair Trade und für Direct-Trade-Kaffees
entschieden. „Die Händler mit denen ich zusammenarbeite, kennen die
Kaffeebauern persönlich und zahlen mindestens das Fünffache des
Fair-Trade-Preises“, erklärt er. Da gehe es rein um Qualität.
Rösterei Garten-Café in Plankenfels
Im Jahr 2013 gründete er die Rösterei Garten-Café, die
mittlerweile ihren Firmensitz in der kleinen Ortschaft Plankenfels im Landkreis
Bayreuth hat. „Meine Bohnen stammen von kleinen Bauern aus Indien, Thailand,
Brasilien, Kolumbien, Nicaragua oder Äthiopien“, so Wolfgang Bornschlegel.
Der Kaffee werde nicht in großen Plantagen, sondern in kleinen Gärten angebaut,
zusammen mit anderen Früchten wie Papaya, Bananen oder Ananas, daher der
Begriff „Garten-Café“. In Plankenfels wird der Kaffee frisch und schonend in
der Trommel geröstet. Und er bekommt Regionalcouleur mit dem Fränkischen Rechen
auf der Verpackung und Produktnamen in Mundart. Etwa als „Frängischer Exbresso“
kommt der Kaffee unter anderem in die Supermarktregale. „Mir ist es wichtig,
dass alles in der Nähe ist“, erklärt der HeimatUnternehmer. Sein Ziel sei es,
innerhalb der Region die Wertschätzung für das nachhaltige Qualitätsprodukt zu
fördern und auch Büros, Restaurants und Cafés zu erreichen.
Globale Strukturen nachhaltig nutzen
„Kaffee ist das beste Beispiel, dass nicht alle Produkte aus
der Region kommen können. Wir leben in globalen Strukturen. Daher ist es
wichtig, auch in anderen Regionen kleine Erzeuger zu unterstützen“, erklärt die
oberfränkische HeimatEntwicklerin Marion Deinlein. Durch seine vielfältigen
Erfahrungen sei Wolfgang Bornschlegel eine große Bereicherung für das
oberfränkische Netzwerk von HeimatUnternehmern. „Für Wolfgang steht das TUN und
das ANFANGEN im Vordergrund – das kann er wunderbar anderen beibringen und
vormachen“, so Marion Deinlein.