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Hintergrund

„Der Zigaretten-Automat darf nicht die einzige Infrastruktur sein“

Bio-Pionier Dr. Franz Ehrnsperger über die Herausforderungen im ländlichen Raum – und die großen Chancen
20. Juni 2025
© HeimatUnternehmen

Er liebt die Natur, möchte aber auf keinen Fall, dass seine Heimat ein „Natur-Museum“ wird: Franz Ehrnsperger trägt neben dem Doktor- viele weitere Titel: „Bräu“, „Bio-Pionier“ und „Wasserschützer“ zählen dazu. Und man darf ihn unbedingt als Heimatunternehmer bezeichnen. Franz Ehrnsperger liefert auch gleich seine persönliche Definition mit: Heimatunternehmer ist, wer seine Herkunft liebt und etwas für seine Region tut, der seine Fähigkeiten genau dort einsetzt und ein Brückenbauer ist.

Als Diplom-Braumeister und promovierter Diplom-Kaufmann hatte Franz Ehrnsperger die Neumarkter Lammsbräu seit 1971 zu einem ökologischen Vorzeigeunternehmen entwickelt. Nachhaltigkeit war nicht länger „Nice-to-have“, sondern avancierte zum Unternehmensziel. Ehrnspergers Ökologisches Reinheitsgebot diente später als Vorbild für die EG-Bioverordnung. Mit der Übergabe der Geschäftsführung an die nächste Generation verließ ihn sein Unternehmergeist nicht. Im Gegenteil: Franz Ehrnsperger ist rührig wie eh und je und setzt sich seither vor allem für Wasserschutz ein, insbesondere mit der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser.

„Man muss eine Not wenden, um notwendig zu sein“

„Etwas gestalten zu können, ist schon etwas Schönes“, sagt Franz Ehrnsperger. Als Unternehmer habe er immer versucht, einen echten Nutzen zu bieten, um eine Daseinsberechtigung zu haben. Sein Motto: „Man muss eine Not wenden, um notwendig zu sein.“

Es gebe eine Tendenz zur Verarmung der ländlichen Gebiete, bedauert Ehrnsperger. „Wir müssen stabilisieren, was wir haben und Anstoß geben, dass die Leute sich etwas trauen und ihnen Hilfestellung geben in den schwierigen Zeiten des Selbstständigwerdens.“ Der Mut zur Eigeninitiative müsse wieder geweckt werden. Man könne Märkte gestalten – auch in einem Dorf. „Der Zigarettenautomat darf nicht die einzige Infrastruktur sein.“

Wer etwas in seiner Region bewegen will und für eine Sache brenne, sollte sich nach Ansicht von Franz Ehrnsperger trauen und unternehmerisch aktiv werden. Wichtige Eigenschaften aus seiner Sicht: „Freude am Arbeiten! Und nicht in erster Linie auf den Profit schauen.“ Als Unternehmer brauche man Neugierde, die Bereitschaft, auch einmal ein Risiko einzugehen und eine gewisse Resilienz gegen Rückschläge. Denn die bleiben nicht aus.

Dass Niederlagen dazu gehören und kein Grund zum Aufgeben sind, wird bei den regelmäßigen Treffen der Heimatunternehmen in den Nestern in ganz Bayern immer wieder offen kommuniziert. Da kann man Geschichten vom Scheitern und Weitermachen hören und Mut schöpfen für seine eigenen Projekte.

Die Solidarität unter den Heimatunternehmen ist eine der Eigenschaften, die Franz Ehrnsperger hervorhebt. Weitere typische Merkmale dieser ungewöhnlichen Initiative sind aus seiner Sicht: Ehrlichkeit, Bodenständigkeit, Verlässlichkeit, Freude am Tun und soziales Engagement.

Gerade in Zeiten der Globalisierung seien Heimatunternehmen und die tatkräftigen Macher, die dahinterstehen, wichtig, betont Franz Ehrnsperger. „Ohne die Stärke in der Region kann ich fernere Märkte gar nicht bedienen.“ Oder: „Ohne Fundament kann ich kein großes Gebäude bauen.“