Bayerisches Bier weiter denken und ein Unternehmen gründen
Ein gutes Bier – wie einfach das doch klingt. Das junge Unternehmen der beiden früheren WG-Kumpels möchte nicht nur ein schmackhaftes Bier machen, nein, es will mit 100% bio-regionalen Zutaten handwerklich und ethisch das Beste aus dem traditionellen Stoff herausholen, wie wir hier in der HeimatUnternehmen-Projektbeschreibung bereits zeigen.
Christopher, der inzwischen in Vollzeit Herr über die Braukessel ist, beschreibt seinen Ansporn aktuell so: „Wir spüren wie alle anderen die angespannte Wirtschaftslage, aber wir denken, dass wir auf dem richtigen Weg sind, tolle Biere zu machen, und die richtige Strategie zu verfolgen, ein möglichst nachhaltiges, kleines Unternehmen aufzubauen. Und das motiviert uns weiterhin.“
Es ist ihnen gelungen, Hopfen, Hefe und Gerste regional und biologisch zu bekommen. Sie haben daraus vier klassische Biersorten entwickelt, die sie saisonal mit Spezialitäten ergänzen, wie zum Beispiel um ein Grünhopfenbier Anfang September mit Hopfen aus dem eigenen Garten. So stärken sie die heimische Landwirtschaft und erhalten die regionale Braukunst. Die hohe Nachfrage gibt ihnen recht.
Herausforderungen und Chancen durch verantwortungsvolle Kollaborationen
Doch eine ständige Herausforderung ist, dass ein kleines Unternehmen mit hohen Qualitätsansprüchen um jede Veränderung mehr kämpfen muss, als ein gewichtigeres. Denn Rücklagen oder eine schnelle Änderung bei den Rohstoffproduzenten sind beispielsweise kaum drin. Durch ihre enge Beziehung zu den Vertragslandwirten bei Gerste und Hopfen spüren sie etwa jedes Hagelkorn, was zu viel auf die Ernte gefallen ist. Denn sie stehen in einer engen, verantwortungsvollen Beziehung.
Ihr Traum ist der „Kilometer 0“ für die Herkunft der Zutaten, mit dem sie Gerste von ihrem Hausherrn und Kollaborationshof „Alte Schäferei“ der Familie Förg beziehen möchten. Dieses Jahr macht es beiden nicht leicht: zuerst viel zu trocken, dann zur Getreidereife zwei Wochen Regen. Nach der Ernte die ernste Frage: hat das gewonnene Getreide den passenden Eiweißgehalt zum Mälzen?
Christopher und Jerome werden mit ihren Partnern einen Weg finden.
Letztlich müssen die Konsument:innen aber auch einen Teil dazu beitragen, dass
eine gesunde Landwirtschaft mit handwerklicher Braukunst überleben kann, denn
nur der Absatz des rundum guten Bieres macht es möglich, dass sowohl die
Brauerei wie die Landwirtschaft weitermachen können.
Von der WG-Küche zum Unternehmen, und dann?
Zum Absatz gehört Wachstum, zumindest bis zu einer gewissen Betriebsgröße. Beim Roten Pony haben sie die Schritte durch, die bei einer Unternehmensgründung anfallen: von der Idee, ein erstes Produkt, über Frustration, eine Flut an Behördengängen und Formularien, Geldsorgen, Marktaufbau, Euphorie und Überlastung, Weiterentwicklung, Marktreife und die Freude an einem wirklich guten Produkt. Dann aber bleibt die Frage, wachsen oder überschaubar bleiben.
„Weil wir komplett bootstrapped sind, können wir immer auch nur so
wachsen, wie wir Geld haben“, erläutert Jerome. Es bedeutet, dass kein Investor
oder eine ererbte Geldmenge dem jungen Unternehmen auf die Beine half. Das Rote
Pony startete mit wenig Kapital, auf eigenes Risiko, und bei allen
Investitionen auch erst mit einer finanziellen Eigenleistung. Gleichzeitig
entstanden kreative und sinnvolle Lösungen, wie die zu Braukesseln
umfunktionierten aussortierten Milchwannen, oder die Nutzung von Leerstand auf
dem Förg-Hof.
Als Start-Up ein Vorbild
Dieses Wachsen aus eigener Kraft mag mühsam sein. Es bringt aber auch eine große Freiheit mit sich und inspiriert andere, es aus eigener Kraft auch zu versuchen. Mit ihrer Start-Up-Geschichte waren sie auch schon Teil des Funkenwerk Community Meetups des Gründerzentrums der Technischen Hochschule Augsburg, das Gründer:innen, Studierende, Alumni und Beratende ins Gespräch bringt.
„Spannende Gäste aus dem Startup Umfeld von Augsburg berichten, inspirieren und motivieren als gefragte Persönlichkeiten und Vorbilder die Teilnehmer der Veranstaltung,“ erläutert Verena Hörmann, Projektkoordinatorin beim Funkenwerk. „Die sympathischen Gründer rund um das Rotes Pony Bio-Craftbier - Jerome und Christopher – überzeugten beim letztem Meetup nicht nur mit ihrer spannenden Gründungsgeschichte, sondern auch mit dem köstlichen Biertasting!“ Eine Einladung zum Rocketeer Festival, Augsburgs großer Innovationskonferenz, folgte.
Motivation, die ausstrahlt in die Umgebung
Um die Stimmung rund um das Rote Pony einzufangen, höre ich mich
beim Brauereibesuch etwas um. Ein alter Bergheimer hat ein bisschen Zeit für
ein Schwätzle: Mit dem für die Schwaben typisch unterschwelligen Stolz erzählt
er, dass es ihn gefreut habe, ein Bergheimer Bier im angesehenen Augsburger
Café Anna zu finden.
Es war berührend zu sehen, wie ein Mensch, der auf ein langes
Leben zurückblickt und viel Wandel erlebt hat, mit stiller Freude davon
berichtet, dass ein Bier aus seinem kleinen, inzwischen eingemeindeten und
nicht mehr landwirtschaftlich geprägten Dorf so gut ist, dass es „in der Stadt“
zu finden ist. So als ob Hoffnung wachsen würde.
Kontakt
Bio-Brauerei Rotes Pony
Detke & Geyer-Klingeberg GbR
Bannackerstraße 2
86199 Augsburg-Bergheim
Tel.: +49 159 0 675 23 21
Email: bier(at)rotespony.de
https://www.rotespony.de/
Dieser Artikel ist Teil der großen Serie Streifzüge durch Schwaben, die hier entdeckt werden kann!