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Grenzlandkäserei GbR

Hofeigener Käse aus dem Stiftland

Ein weißer LKW parkt vor einer grünen Weide mit Kühen.
Die Grenzlandkäserei macht's möglich. Echter hofeigener Käse, vor Ort produziert.
© Johannes Zrenner | HeimatUnternehmen

Die treibende Kraft hinter der Grenzlandkäserei
Das seit Mai in Betrieb genommene HeimatUnternehmen ist bio-zertifiziert. Eine weitere Etappe des Projekts ist somit bereits erreicht. Um hier zu stehen, musste aber zunächst einiges zusammenkommen. Da war zum einen HeimatUnternehmerin Antje Grüner. Die gebürtige Sächsin hat es nach dem Studium zur Agrar-Ingenieurin 2010 in den Landkreis Tirschenreuth verschlagen. Die Mutter von drei Kindern verlor aber auch hier nicht ihre große Leidenschaft und Überzeugung für regionale landwirtschaftliche Erzeugnisse als auch eine bewusste Ernährung. Vor allem Käse. Und ganz besonders Mozzarella.

So kam es dazu, dass sie beim Maschinenring tätig war und bei der Bewerbung zur Öko-Modellregion der iKOM Stiftland später den Posten der Projektmanagerin für das Projekt Grenzlandkäserei zusammen mit Jonas Bierlein übernahm. Ihre Aufgabe: Landwirte aus der Region für die Idee einer mobilen Käserei zu überzeugen. Ihr Vorbild: zum einen der Sachse und Quereinsteiger, Achim Uhl, der in seiner Heimat ebenfalls eine solche etablieren konnte und zum anderen Stephan Scholz, der in Oberbayern ansässige Mobile Käser. Ihr Ziel: bessere Vertriebsmöglichkeiten für die Milchviehbetriebe. Veredelte Produkte, allen voran Käse, seien länger haltbar und können einen höheren Preis erzielen und somit die regionalen Bauern stärken.

Gemeinsam stark
Das Projektmanagement fand die richtigen Mitstreiter*innen und so gründeten neben ihr mit der Familie Weigl aus Pilmersreuth (Walerhof), der Familie Richtmann aus Kondrau, der Familie Kunz aus Groppenheim (Mark’n Hof), der Familie Kulzer aus Dietersdorf bei Schönsee und der Familie Reichel aus Kirchenlamitz (Buchberghof) fünf weitere Gesellschafter*innen im September 2021 die Grenzlandkäserei GbR. Da gab es oftmals sechs verschiedene Meinungen, aber auch sechs starke Schultern, auf denen die zahlreichen Aufgaben und Fragen verteilt werden konnten: Welches Fahrzeug soll angeschafft werden? Werden benötigte Räumlichkeiten gemietet oder selbst gebaut? Welche Firma wird für die Innenausstattung beauftragt? Das sind nur drei von vielen Fragen, für die mit der Zeit gute Antworten und Lösungen gefunden wurden. Bei einer Frage herrschte allerdings direkt Einigkeit: Wer sollte die Geschäftsführung der Grenzlandkäserei GbR übernehmen? Antje wurde von allen 5 Landwirten angefragt und sagte freudig zu.

Die Vorteile einer mobilen Käserei
Das Ergebnis rechtfertigt alle Anstrengungen. Seit dem 23. Mai 2023 ist der LKW mit dem Käser Jonathan Rist und gleichzeitigen angestellten Fahrer in der Region unterwegs, um auf den hiesigen Betrieben die anstrengende und technisch aufwendige Käserarbeit durchzuführen. Das bringt viele Vorteile. Die Milch wird direkt vor Ort auf dem Hof verarbeitet, eine Vermischung mit Fremdmilch ist somit ausgeschlossen. Molke, die beim Transport zu einer stationären Käserei als Sondermüll behandelt werden müsste, bleibt direkt am Hof und kann zum Beispiel als Tränke oder im eigenen Wirtschaftskreislauf verbleiben. Zudem kann guten Gewissens von „hofeigenem, regionalem und Bio-zertifiziertem“ Käse gesprochen werden. Die Lagerhaltung der Produkte kann der Landwirt im Rahmen seiner Raummöglichkeiten selbst organisieren, aber auch von der Grenzlandkäserei in den eigenen Tirschenreuther Räumen übernommen werden. Und auch der Käser hat ein besonders schönes Arbeitsfeld: Er sieht direkt, wie die Kühe gehalten werden, und hat eine fast tägliche Abwechslung.

Von der Milch zum fertigen Käse
Vormittags trifft der Käser in der Regel auf dem Hof ein und pumpt die Frischmilch in den LKW. Die Menge bewegt sich zwischen mindestens 300 und maximal 1.700 Liter Milch, die in zwei Kesseln à 700 Liter und einer Weichkäsewanne mit 300 Litern Fassungsvermögen optimal verarbeitet werden können. Die Milch wird auf etwas über 20 Grad erwärmt, bevor der jeweiligen Käseart entsprechend Käsekulturen hinzugefügt werden und die Mischung erneut auf circa 33 Grad erwärmt wird. Danach erfolgt die Zugabe von Lab. Das Eindicken der Masse wird abgewartet, bevor sie schließlich mit der Käseharfe geschnitten wird, bis ein Bruch entsteht. Nun kann der Käse abgefüllt und gepresst werden. 

Im Folgenden wird der LKW gesäubert und die Laibe werden in den Stützpunkt zur Lagerung gefahren. Zum Abtropfen bleiben sie eine Nacht in ihrer Form, sodass sie diese auch behalten. Tags drauf gehen sie für mehrere Stunden in ein Salzbad und werden auf Holzbretter gelegt. Durch die Bio-Zertifizierung werden auch die benötigten Zusatzstoffe, wie Kulturen, Lab und Kräuter, nur in Bio-Qualität eingekauft. Auf den Brettern werden die Laibe zwei Wochen lang täglich gewendet und geschmiert, die folgenden Tage dann nur noch zweitägig, bis sie ihre schöne Rinde ausgebildet haben. Ein Camembert reift durchschnittlich zwei Wochen, größere Laibe zwischen vier und sechs Wochen und der große Bergkäse sogar bis zu sechs Monate.

Köstliche Vielfalt
Aktuell entstehen mit der mobilen Käserei Camembert und milder Schnittkäse, teils mit Kräutern und Gewürzen verfeinert. In Zukunft soll es auch Tilsiter geben und Spielraum für Experimente. Die HeimatUnternehmerin plant, dass jährlich rund 200.000 Liter Milch verarbeitet werden sollen. Auch die Anstellung eines weiteren Käsers ist angestrebt. Mit der EU-Zertifizierung des Betriebs ist nun auch der Verkauf der regionalen Milcherzeugnisse möglich. So haben die HeimatUnternehmer vom Walerhof in Pilmersreuth bereits ihre ersten eigenen Produkte zum Verkauf angeboten.

Zusammenhalt und Erfolg
Die passionierte Agrarexpertin ist sehr froh über den erfolgreichen Start und die Unterstützung, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Dazu gehören die weiteren fünf Gesellschafter*innen, aber auch die Patin des Projekts, Marion Höcht, die stets beratend, tatkräftig und unterstützend zur Seite stand. So wie das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz, die Antje bei der Finanzierung des Projekts beraten haben. Insgesamt wurden bereits circa 500.000 Euro in das Vorhaben investiert. Gefördert wurde es schließlich von LEADER des initiAKTIVkreis.

„In den ersten Wochen, in denen der LKW der Grenzlandkäserei unterwegs war, haben wir schon viel dazu gelernt“, schaut Antje sehr positiv gestimmt in die Zukunft. Da wird es sicher auch immer wieder ihren Lieblingskäse geben. So vielfältig, wie die Ideen und Ambitionen der HeimatUnternehmerin.

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