Dann stand 2011 das überschaubare, städtische Weingut in Hammelburg rund um das historische Schloss Saaleck zum Verkauf und eine Bekannte „drängte“ Uli förmlich, sich zu bewerben. Große Hoffnungen machten sich Uli und Thomas nicht. Schließlich gab es auch chinesische Investoren, die viel Geld für die Hammelburger Weinberge geboten hatten und Thomas hatte keine Erfahrungen im Weinbau. Doch das Marketing- und Vermarktungskonzept sowie der Fokus auf regionale Wertschöpfung überzeugte den Stadtrat und Uli und Thomas bekamen den Zuschlag für eines der ältesten Weingüter in ganz Franken, knapp 20 Hektar Weinberg und Räumlichkeiten im Rathaus. Was nun?
Einen Tag bevor die Weinlese 2011 begann, erhielten Uli und Thomas die Schlüssel und sprangen damit ins eiskalte Wasser. Wo passen die vielen Schlüssel überhaupt? Wo ist der Lichtschalter? Rückblickend können die beiden sich nicht erklären, wie sie die ersten Monate und die erste Lese stemmen konnten.
Doch durch ihren unbändigen Willen und den Traum vom eigenen Weingut vor Augen, wuchsen die beiden über sich hinaus und waren sich sicher, das Richtige zu tun. Sie gingen auf’s Ganze. Sie verkauften ihr Haus in Bergtheim, zogen in eine kleine Mietwohnung in Hammelburg und investierten alles, was sie hatten in ihr Weingut. Dazu kündigte Thomas seinen Job und machte eine Weinbau-Ausbildung – Berufsschule am Wochenende inklusive.
Schon im zweiten Jahr wurde das Weingut ökologisch bewirtschaftet und auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Als leidenschaftlicher Quereinsteiger ist Thomas nun Winzer mit Leib und Seele und man gewinnt den Eindruck, er hätte in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Neben seiner Arbeit in den Weinbergen engagiert sich Thomas für den Bio-Weinbau und ist Vorsitzender der fränkischen Ökowinzer. Uli kümmert sich „um den Rest“, die Vermarktung, die Vinothek sowie den Verkauf der Hammelburger Bio-Weine. Beide wissen nun genau, wo welcher Schlüssel passt. Und wo sie hingehören.
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