Kultur verbindet – und ist ein Standortfaktor
Kultur ist oft das Einzige, was von Menschen bleibt. Als der vielseitige Heimatpfleger und von Archäologie begeisterte Toni Drexler in den 80er Jahren beim Bau der Nato-Pipeline auf Überreste einer Zivilisation stieß, machte er eine herausragende Entdeckung: Die kulturellen Erzeugnisse, die er fand, waren ein Beleg dafür, dass in dieser Region bereits vor Jahrtausenden Menschen gesiedelt hatten. Im Haspelmoor im Landkreis Fürstenfeldbruck! Zuvor war dort noch nie ein derart bedeutender vorgeschichtlicher Fund gemacht worden. Und nun auf einmal Relikte aus der Steinzeit – die bislang ältesten Spuren von Menschen zwischen Donautal und Alpenrand.
Keine Frage: Kultur ist das, was uns Menschen ausmacht und Generationen bis hin zu ganzen Zeitaltern ihren Stempel aufdrückt. Kultur schafft Identität. Und darüber hinaus ist sie die Grundlage für Gemeinschaft und Zusammenhalt – kurz: Das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft steht.
Umso wichtiger sind Räume für Kultur und Kulturschaffende, auch auf dem Land. Sie sind darüber hinaus ein bedeutender Standortfaktor für das gute Leben und die Attraktivität einer Region. „Kultureinrichtungen haben einen unschätzbaren Nutzen für ihre Umgebung“, sagt HeimatEntwickler Daniel Rieth. Er betreut eine Vielzahl von HeimatUnternehmen in Mittelfranken, die in der Kulturbranche tätig sind. Vom Theater über Musik bis hin zur Literatur gibt es eine große Bandbreite.
Das ist nicht untypisch für die Initiative HeimatUnternehmen Bayern. „Kulturelle Themen haben wir in allen Regionen“, sagt Daniel Rieth. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“ Gleichzeitig bezeichnet er, auch aus eigener langjähriger Erfahrung in der Branche, Kunst und Kultur als „unternehmerisches Hochrisiko-Feld“. „Die wirtschaftliche Leistung ist oft weniger vorhersehbar und messbar, die finanzielle Wertschätzung fehlt häufig, viele Kreative brauchen deshalb nebenbei eine Festanstellung.“
Daniel Rieth sieht es aus diesem Grund als eine seiner vielfältigen Aufgaben als HeimatEntwickler, zu einem Wandel beizutragen. „Kunst und Kultur sind mega-relevant“, sagt er. Sein Ziel ist es, Unternehmen aus Kultur- und anderen Branchen zusammenzuführen: „Die CEOs und die Künstler auf Augenhöhe“.
Gleichzeitig unterstützt HeimatUnternehmen dabei, Infrastruktur zu schaffen und Kooperationen herzustellen. Während Kultur auf dem Land häufig auf den Schultern von Ehrenamtlichen lastet, verfolgen die HeimatUnternehmen einen Ansatz, der wirtschaftlich funktioniert. Auf diese Weise gelingt es, zusätzliche und innovative Angebote zu schaffen, die auch „in einer Großstadt konkurrenzfähig wären“, wie es HeimatUnternehmerin Vera Bieringer formuliert, die eine historische Pinselfabrik mit einem mutigen, kulturellen Konzept wiederbelebt.
Die Initiative HeimatUnternehmen sehen die kreativen Macher dabei als wertvolle Unterstützung. So findet es Theater-Pädagogin Christina Wehner großartig, vernetzt zu sein. Die HU seien „ein spannendes Netzwerk, das bereichert, nicht belastet“, findet auch die Literaturwissenschaftlerin und Inhaberin einer Buchhandlung, Melena Renner. Gleichzeitig betrachten sich die HeimatUnternehmerinnen und HeimatUnternehmer als Teil der Gemeinschaft vor Ort und freuen sich, etwas zurückgeben zu können, wie es Lucrecia Basualdo von der Kultur Station Wildbad formuliert.
Das Beispiel der HeimatUnternehmen zeigt: Branchenübergreifende Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit helfen dabei, kulturelle Infrastrukturen im ländlichen Raum zu stärken, eine größere Vielfalt zu schaffen und mehr Teilhabe zu ermöglichen. Denn wenn beispielsweise in den Schulen weniger Kunst und Musik unterrichtet wird, wächst die Bedeutung von hochwertigen außerschulischen Angeboten für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen enorm.
„Kunst gestaltet – nicht nur die Leinwand, auch das Leben“, sagt Daniel Rieth. Umso wichtiger ist es, dass sich nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Politik und Wirtschaft für eine lebendige Kultur einsetzen. Denn neben Bildung, Unterhaltung und Inspiration stiftet Kultur HeimatMehrwert und Gemeinschaftssinn. Und auch in der Runde der HeimatUnternehmen wirkt sich die Beteiligung von Kulturschaffenden positiv aus. „Kultur eröffnet immer Räume zum Nachdenken, zum Träumen und um etwas zu bewegen“, sagt Daniel Rieth. „Wir bei den HU pflegen darüber hinaus eine Kultur des Vertrauens – das kann man spüren.“