Herzstück denkt Nahversorgung neu
Abends, kurz nach Ladenschluss: Der Wocheneinkauf ist liegengeblieben, der Kühlschrank ist leer. Für Berufstätige keine Seltenheit – und doch nicht alternativlos. Im Landkreis Augsburg zeigen zwei Ortschaften, wie es anders gehen kann: Horgau und Diedorf sind Heimat eines Nahversorgungskonzepts, das Digitalisierung, Regionalität und Gemeinschaft klug miteinander verbindet.
Mit dem 24/7-Heimatmarkt „Herzstück“ hat eine Genossenschaft ein Modell etabliert, das weit über die klassische Nahversorgung hinausgeht – zugänglich rund um die Uhr, bargeldlos per App, vollsortiert in Bio-Qualität und konsequent regional gedacht. Wer frühmorgens einen Snack sucht oder spätabends mit der Familie einkauft, nutzt die App von LOKBEST: Zugang, Bezahlung und Einkauf – alles digital. Die Technologie schafft Flexibilität für Kundinnen und Kunden, aber auch für Betreiberinnen und Betreiber. Gerade in Zeiten knapper Personalressourcen bietet das System eine effiziente Lösung – von der Zutrittskontrolle über das Warenmanagement bis hin zur Zahlungsabwicklung.
Mehr als ein Laden – ein Ort der Identifikation und Heimat
Trotz digitalem Zugang bleibt das „Herzstück“ kein anonymer Ort. Im Gegenteil: Herzstück setzt auf Begegnung. Tagsüber ist der Laden Treffpunkt, Austauschraum und Schaufenster für lokale Wertschöpfung. Was ins Regal kommt, stammt überwiegend aus der Region – von Erzeugerbetrieben, die persönlich bekannt sind und qualitativ hochwertige Bio-Produkte liefern. Die Devise der Genossenschaft: „So nah wie möglich, so fern wie nötig.“
Das Sortiment wird damit auch zur Visitenkarte einer Gemeinschaft, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist – gegenüber der Region, den Produzent:innen und den Menschen vor Ort. Der Laden ist Plattform und Impulsgeber zugleich: für eine neue Form wirtschaftlicher Regionalentwicklung – mit Sinn für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit.
Anja Dördelmann ist regelmäßig vor Ort – ihr Arbeitsplatz liegt mitten im Laden, dort, wo sie mit Kundinnen, Genossenschaftsmitgliedern und Interessierten ins Gespräch kommt. Ihre Präsenz ist Teil des Konzepts: Vertrauen entsteht durch persönliche Begegnung und im Gespräch mit Anja schwappt die Begeisterung für ihr Herzensprojekt schnell über.
Von der Idee zur regionalen Bewegung
Entstanden ist „Herzstück“ aus einem Engagement, das weit über das Übliche hinausgeht. 2014 organisierte Dördelmann mit Mitstreiter:innen einen regionalen Bauernmarkt – zunächst ehrenamtlich, ohne kommerzielle Zielsetzung, aber mit der klaren Vision einer dezentralen, fairen und verlässlichen Versorgung. Die Resonanz war groß. Schritt für Schritt entwickelte sich aus der Idee ein Konzept – und 2020 schließlich ein erster stationärer Laden.
Heute betreibt die Genossenschaft nicht nur zwei 24/7-Märkte, sondern bietet auch Catering für bis zu 10.000 Personen an. Die Zahl der Mitglieder wächst kontinuierlich - aktuell sind es 1.000 Menschen. Je nach Beteiligungsmodell profitieren sie von Vergünstigungen und haben Mitspracherecht – ein genossenschaftliches Modell, das auf Mitverantwortung setzt, statt auf Gewinnmaximierung.
Herzstück und HeimatUnternehmen – gemeinsam in die Zukunft
Wachstum ist dabei kein Selbstzweck. Vielmehr geht es darum, das Konzept intelligent zu skalieren. Eine Idee: mobile Verkaufsboxen im TinyHouse-Format, ausgestattet mit demselben 24/7-Prinzip, für kleinere Orte ohne eigenes Ladenangebot. Auch städtische Gebiete können hiervon stark profitieren.
Ein entscheidender Partner in der Weiterentwicklung ist HeimatUnternehmen – eine Initiative, die nicht nur Beratung, sondern auch praxistaugliche Finanzierungslösungen bietet.
Fazit
„Herzstück“ ist viel mehr als ein Laden. Es ist ein funktionierender Beweis dafür, dass moderne Technologie, regionale Wertschöpfung und Gemeinschaft Hand in Hand gehen können. Unternehmerisch gedacht – aber mit Sinn und sozialem Kompass.
Mehr über Anja Dördelmann, ihre Vision und ihr Engagement erfährst du in unserem Interview hier im HU-Magazin.